Lockwood & Co.- Die seufzende Wendeltreppe

23:23:00

Lockwood & Co.

Die seufzende Wendeltreppe

Jonathan Stroud

Verlag: cbj
gebunden
Seiten: ca 428

Preis: 17.99 Euro
ISBN: 978-3-570-15617-9













„Nach unten!“ brüllte Lockwood.

Die Kerzen flackerten irrwitzig und unsere Schatten jagten über die Wände, als wir die Treppenwindungen hinunterstürmten. Rund um uns erhob sich ein ungeheuerliches Kreischen, drang aus den Stufen und Steinen selbst- schmerzhaft wie Peitschenhiebe. Doch das Unerträglichste war die pure Todesangst, in der die Schreie ausgestoßen wurden. Abwärts, immer rundherum, rundherum... Und plötzlich waren die Schatten, die neben uns herglitten, nicht mehr unsere eigenen. Sie trugen spitze Kapuzen und aus ihren weiten Ärmeln reckten sich dürre Arme. Abwärts, abwärts... Die Schemen jagten uns, zu Klauen gekrümmte Schattenfinger griffen nach Lockwood und mir, die Schreie bohrten sich wie rotglühende Eisen in unsere Schädel und ich hatte nur noch einen Wunsch- dass der grauenvolle Lärm endlich verstummen möge.

Ich persönlich mag das Cover sehr gerne. Es ist individuell und passt zur Geschichte. So etwas in der Art habe ich auch noch nie in der Hand gehabt. Die Dolche die hinter dem breiten Eisenschloss stecken werden mit weißem Dunst- vielleicht Geisternebel umschwirrt, was dem Bild etwas mystisches und sehr interessantes gibt.

Lucy Carlyle ist hochsensibel für sämtliche Geistererscheinungen. Vor allem ihr Gehör war schon als sie noch klein war herausragend. Diese Fähigkeit kommt ihr in diesen Zeiten auch sehr zu Nutzen, denn in ganz England wütet gerade eine Gespensterplage. Seit der Entdeckung des Problems haben sich überall im ganzen Land Agenturen gebildet, die sensible Jugendliche und Kinder engagieren um mit Eisenketten, Leuchtbomben und Degen gegen die Heimsuchungen vor zugehen. Eine dieser Agenturen ist auch „Lockwood & Co.“ Deren Gründer Anthony Lockwood und dessen einziger Mitarbeiter Georg Cubbins haben sich entschieden, ganz ohne Erwachsene zu arbeiten. Ihnen schließt sich auch Lucy an. Leider geht direkt einer ihrer ersten Fälle gründlich daneben und eine Leuchtbombe fackelt das gesamte Haus des Klienten ab. Die noch junge Agentur sieht sich plötzlich einer unfassbar hohen Geldforderung gegenüber, die das Ende der Firma bedeuten könnte. Verzweifelt nehmen sie einen sonderbaren Auftrag an, welcher schon einigen anderen das Leben gekostet hat.

Jonathan Stroud wurde in England geboren und war lange Zeit vorwiegend als Lektor tätig, bis er sich dazu entschloss hauptberuflich als Autor zu arbeiten. Seine erfolgreichsten Werke bis jetzt sind die Bücher um „Bartimäus“, die von der Presse hoch gelobt worden sind.

Geister? Wie cool ist das denn? Als ich das letzte mal wirklich über Geister gelesen habe, da hieß das Buch „das kleine Gespenst“ und ich war noch in der Grundschule. Ich finde generell, es sollten viel mehr Bücher über Geistererscheinungen geschrieben werden. Wenn die Bücher dann auch noch so gut sind wie „Lockwood & Co.“, dann kann ja nichts mehr schief gehen.

Das Buch ist wirklich herausragen gut. Anders kann ich es gar nicht formulieren. Die Charaktere sind besonders und echt gut ausgearbeitet, die Spielplätze sehr ausführlich und vor allem mit viel Atmosphäre beschrieben und ich habe ständig eine Gänsehaut bekommen.

Lucy ist keine so typische Heldin. Sie hat zwar diese Gabe, die sie auch zu nutzen weiß, aber dieses Talent schwächt sie auch gleichzeitig und verleitet sie dazu dumme Dinge zu tun. Sie ist sehr impulsiv und wirkt trotzdem viel erwachsener als sie ist. Ich glaube sie soll 15 sein, aber mir kam sie eher wie 20 vor.

Bei Lockwood ging es mir ganz ähnlich. Dieser Junge, der bereits seine eigene Firma gegründet und diese im Haus seiner Eltern untergebracht hat, zwei Angestellten besitzt und sich regelmäßig mit der Behörde der Agenturen herumschlage muss, kam mir sogar noch älter vor als Lucy und das obwohl er wahrscheinlich auch nicht älter als 16 sein wird. Dieser Punkt hat Lucy und ihn aber leider auch etwas unauthentisch wirken lassen. Beide wurden Dank ihrer Gabe zwar schon früh auf den Arbeitsmarkt geworfen, aber ich fand ihr Verhalten doch oft auch einfach unglaubwürdig.

Der einzige der sich seinem Alter entsprechend verhalten hat, war George, aber der ist ehrlich gesagt auch kein wahrer Quell der Freude. Er wird absichtlich als etwas unsympathisch und ungehobelt beschrieben, was ihn meistens aber doch ganz knuffig erscheinen lässt. Dann gab es wieder Momente in denen ich ihn sogar mochte. Das waren meistens die Momente in denen er mal etwas Gefühl gezeigt hat und schlichtweg ausgerastet ist.

Die Geistererscheinungen sind allesamt enorm gruselig. Egal ob es nur die Todesscheine sind, die Lockwood überall da sieht, wo mal ein Lebewesen gestorben ist, oder ob man sich tatsächlich mit einem Geist konfrontiert sieht. Das schlimmste ist, dass diese Geister nicht einfach nur gruselig aussehen und vielleicht mal eine Vase umschmeißen können, sondern, dass sie einen tatsächlich mit einer bloßen Berührung töten können. Die sogenannte „Geistersieche“ ist eine Krankheit die einen quasi bei lebendigem Leib verrotten lässt. Klingt lecker oder? Ist es auch.

Sämtliche Heimsuchungen sind enorm gut beschrieben. Man kann sich die besetzten Häuser quasi vor stellen und auch die Geschichten hinter den Todesfällen haben mir sehr gefallen. Das Ende ist in sich abgeschlossen, aber der Untertitel des Buches lässt auf Fortsetzungen hoffen. (Bitte!)
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und man merkt, dass der Autor etwas von seinem Handwerk versteht. Er schreibt mit einer Leichtigkeit und einem Humor, dass ich öfter mal Lachen musste.

Ich gebe dem Buch volle 5 von 5 Punkten und das Label „Lieblingsbuch“, weil ich einfach jede Seite genossen habe und wirklich mal wieder traurig wurde, als ich auf den letzten Seiten angelangt war.


Absolute Kaufempfehlung!





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