Kleine Frau, was nun?

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Kleine Frau, was nun?

Rachel DeWoskin

Verlag: Piper
broschiert
Seiten: ca 411

Preis: 16.99 Euro
ISBN: 978-3-492-05496-6




Kann man mit sechzehn kleinwüchsig und trotzdem glücklich sein?

Gibt es ein Leben nach der allerschlimmsten YouTube-Schande? Bis sie das herausgefunden hat, bleibt Judy lieber in ihrem Versteck in einem Motel und erzählt von dort aus, was ihr passiert ist. Ein beißend komischer Roman über das Anderssein und die angeblich „schönste Zeit im Leben“

Tja was soll ich über die Covergestaltung denn sagen, außer dass sie quasi nicht vorhanden ist? Blauer Hintergrund eine nicht besonders hübsche Schrift und eine kleine Sonnenblume, die mit der Geschichte absolut nichts zu tun hat. Das Cover ist so unaussagekräftig, dass die meisten Leute wahrscheinlich nicht einmal den Klappentext lesen werden. Man übersieht es schlicht weg. Ich finde das vor allem deswegen schade, weil das Buch an einer Kunstschule spielt und man sich deshalb schon etwas mehr Mühe hätte geben können. Vielleicht wollten sie auch einfach zeigen, dass man ein Buch nicht nach seinem Aussehen bewerten sollte und schon gar keine Menschen, aber was bringt einem diese Aussage, wenn die Leute erst gar nicht zum Lesen kommen? Das original Cover ist dagegen wirklich gelungen.

Judy ist 16 und muss sich gerade mit allen Problemen herumschlage, die das Teenager Leben so zu bieten hat. Als wäre das noch nicht schlimm genug, ist sie auch noch keine 1.20 groß und wird von den meisten entweder für ein Kind oder für einen Zwerg gehalten. Trotzdem entschließt sie sich die Schule zu wechseln, ihre Freunde zurück zu lassen und die D'Arts zu besuchen, eine Privatschule, die den Schwerpunkt ihres Lehrplans auf darstellende Künste gelegt hat. Während sie sich langsam einlebt und Freunde findet, trifft sie auf Kyle und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Wie durch ein Wunder zeigt auch er Interesse an ihr und Judy kann ihr Glück kaum fassen. Aber wie sagt man so schön, wenn etwas zu schön ist um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch nicht.

Rachel DeWoskin wuchs in Ann Arbor, also der selben Stadt, in der auch „Kleine Frau, was nun?“ spielt, auf. Sie studierte Sinologie („China-Wissenschaften“) an der Columbia in New York und zog 1994 nach Peking um dort zu arbeiten. Dort wurde sie überraschend Teil einer sehr erfolgreichen chinesischen Soap Opera mit dem Titel „Foreign Babes in Beijing“, der chinschen Antwort auf „Sex and the City“. Die Sendung lockte Durchschnittlich 600 Millionen Zuschauer vor die Fernseher und DeWoskin hielt die Geschichte ihres Erfolgs in einem Buch fest. 1999 zog sie zurück nach Amerika und machte an der Universität in Bosten ihren Master in „Poetry“. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter, die auf die Namen Dalin und Light hören.

Ich hatte an das Buch keine bis niedrige Erwartungen und war dann doch recht positiv überrascht. Die Geschichte von Judy ist sehr nachvollziehbar erzählt und man fiebert die meiste Zeit sehr mit ihr mit.
Leider fand ich Judy an sich meistens nicht gerade sympathisch. Sie wirkt doch noch sehr jung, macht ständig nicht nachvollziehbare Dinge und kann einfach nicht (und zwar wirklich nie) „nein“ sagen. Egal ob es um Drogen geht und sie einfach sofort alles annimmt, weil man sie ja sonst für langweilig halten könnte oder um ähnliches: Judy ist dabei, schließlich könnte man ja schlecht von ihr denken. Das sie kleinwüchsig ist und das auch alle paar Seiten mal wieder betont, in dem sie sich selbst als Zwerg beschimpft, spielt da oft gar keine so große Rolle. Alles was ihr passiert ist, hätte auch genau so einem Mädchen, das 1.80 groß ist passieren können.

Ebenfalls sehr problematisch fand ich ihre Verliebtheit für Kyle. Das ging zu schnell und war absolut nicht nachvollziehbar. Wer verliebt sich denn bitte in dem Moment in einen Typen, in dem man ihn das erste mal sieht (nicht mal sprechen hört), vor allem, wenn das vorm Pissoir stattfindet? Leider ist sie diesen naiven Tough nicht wieder losgeworden.

Außerdem ist sie obwohl sie es eigentlich besser wissen sollte, oft doch sehr oberflächlich. Das zeigt sich vor allem darin, das sie eine ihrer einzigen Freunde insgeheim immer nur Gothik Sarah nennt und sich darüber aufregt, dass diese Freundschaft sie für die „angesagten“ Mädchen der Schule direkt uninteressant macht. Sarah war für mich, aber einer der besten Charaktere der ganzen Geschichte. Sie ist eine wirklich gute Freundin und gibt sich richtig Mühe.

Wie ich aber bereits erwähnt habe, fand ich ich das Buch eigentlich doch ganz gut. Das lag zum einen an den sehr aktuellen Themen, zum anderen aber auch an dem Talent der Autorin, die Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Wir lernen Judy kennen, als die gesamte Geschichte bereits beinahe ein Ende gefunden hat. Sie ist von Zuhause abgehauen und versteckt sich in einem billigen Hotel. Wir erfahren nur, dass etwas passiert sein muss, dass so Entwürdigend war, dass sie glaubt für immer untertauchen zu müssen. Sie beginnt dann zu erzählen und zwar ganz am Anfang, bei ihrem Schulwechsel auf die D'Arts und wir erfahren erst gegen Ende des Buches, was nun tatsächlich geschehen ist. Diese Erzählweise macht einen so neugierig, dass man unbedingt wissen will was passiert ist und immer weiter liest.

Die Antwort auf alle Fragen bekommt man wirklich erst sehr spät und ich muss sagen, dass ich Judy in diesem Moment sogar verstehen konnte. Das was ihr passiert ist, war nicht nur Entwürdigend sondern viel mehr. Mir selbst ist beim Lesen dieser Textstellen regelrecht schlecht geworden.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, aber nicht herausragend oder besonders auffällig. Er führt einen aber gut durch die Geschichte und man stolpert auch nicht ständig, über irgendwelche seltsamen Satzkonstruktionen.

Ich gebe dem Buch 4 von 5 Punkten. Den einen Punkt Abzug gibt es für Judys „Charakter Schwächen“ Ich glaube das Buch gibt einen guten Einblick in die Gefühls Welt von Menschen, die eben nicht besonders groß sind und sich durchs Leben kämpfen müssen. Es wäre auf jeden Fall Potenzial für die 5 Punkte da gewesen.





Liebe Grüße,



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2 Kommentare

  1. Mir hat das Buch leider fast gar nicht gefallen :( Schöne Rezi!

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    1. Ich war anfangs auch echt skeptisch, weil die Geschichte nicht so richtig mein Genre ist und mich das Thema eigentlich nicht wirklich interessiert hat, aber ich wurde dann doch positiv überrascht.

      LG Franzi

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