Über Bücher, Filme und Emotionen - Warum tun wir uns das an?

13:23:00

Sind uns unsere Leben zu langweilig? Nicht intensiv und dramatisch genug? Warum reicht uns die Wirklichkeit nicht aus?

Ich persönlich liebe dramatische Filme und Bücher. Es braucht bei mir nicht viel, um mir die Tränen in die Augen zu treiben und gebe auch ganz offen zu, dass es schon mehrere Serien geschafft haben, mich wirklich hart mit dem Tod eines Charakters zu treffen. Vor zwei Wochen hat es eine Serie, auf die ich jetzt um Spoiler zu vermeiden nicht wirklich eingehen will, wieder geschafft mich vollkommen umzuwerfen. Ein recht wichtiger Charakter ist verstorben und ich war selbst geschockt, wie schwer es mir viel damit umzugehen. Das war nämlich definitiv ein neuer Rekord.

Kleines Mädchen, Frühling, Blumen, Flowercrown, Kinderfotografie Frankfurt

Wie kann es sein, dass es eine Serie schafft, dass ich über eine Woche lang um einen Menschen trauere, den es so überhaupt nicht gibt? Eine fiktionale Figur, geschrieben von Drehbuchautoren und verkörpert von einem Schauspieler oder einer Schauspielerin, der oder die gerade „alive and well“ irgendwo in Kalifornien sitzt und sein/ihr Leben genießt? (Zumindest laut Instagram und wir wissen ja alle, dass Social Media Auftritte, „immer“ die Wahrheit sprechen.). Fast zwei Wochen lang habe ich also jeden Tag diese ungute Gefühl in meiner Magengegend herum getragen, fast so als hätte ich wirklich jemanden verloren der mir nahe steht. Ein seltsamer Zustand, in dem ich mich abends ständig selbst fragen musste, warum ich überhaupt schlecht gelaunt war, weil ich längst wieder vergessen hatte um was es ging. Es war eben doch nur eine Fernsehsendung und nichts wirklich wichtiges. Nichts das mein Leben irgendwie beeinflusst.

Ich bin generell jemand, der schnell emotional wird. Trotzdem liebe ich Filme und Bücher die mich zum weinen bringen. Meine Lieblingsfilme sind „Die Frau des Zeitreisenden“ und „Beim Leben meiner Schwester“, beides absolute Heulfilme (Wenn ihr sie nicht kennt, dann ändert das!). Die Tribute von Panem haben es im ersten Band erst in dem Moment geschafft mich wirklich (und ich meine „wirklich“!) für sich zu gewinnen, als eine gewisse kleine Heldin starb. Die Buchseiten zeugen an dieser Stelle noch heute von einer Sinnflut. Und es gibt hunderte solcher Momente, die ich aufzählen könnte. Dutzende davon in öffentlichen Verkehrsmitteln, die zu sehr unangenehmen „Ist alles mit dir okay?“ Gesprächen geführt haben. („Ja, ja, ich hab nur nen Dachschaden!“). Aber warum ist das so? Warum empfinde ich ein Buch erst dann als wirklich gut, wenn es es schafft mir so nahe zu gehen? Purer Masochismus?

Ich glaube wir brauchen mehr Emotionen, egal ob positiv oder negativ, mehr Adrenalin und mehr Drama, als unsere Leben uns geben können. Gleichzeitig sind wir froh, über unsere nicht ganz so dramatischen Leben und dankbar wenn wir das Glück haben, sie als „langweilig“ und „gewöhnlich“ beschreiben zu können. Nur weil ich einen Film, eine Serie und auch ein Buch liebe, in dem ein Mädchen mit dem Tod ihrer Schwester klar kommen muss, wünsche ich mir ja noch lange nicht, dass mir das selbe passiert. Stattdessen habe ich das Gefühl, dass es mich nur noch mehr fühlen lässt, eben weil es eine Situation ist, in die ich mich gut einfühlen kann. Die Sorte Lebenswendung, wo sogar der Gedanke daran zu schlimm ist um ihn zu Ende zu denken. Der dritte Band der Chroniken der Unterwelt hatte so einen Moment, wo ich das Buch mitten im Satz zu Seite legen musst und erst zwei Wochen später weiter lesen konnte. Ich hatte einfach eine Ahnung was als nächstes kommen würde und war noch nicht bereit mich damit auseinander zu setzen. Vielleicht sind solche Filme und Bücher nur eine Form der Selbsttherapie. Sie helfen uns, uns mit Szenarien auseinander zu setzen, die uns Angst machen und machen uns vielleicht ein kleines bisschen stärker und gefasster, wenn unsere behütete Realität doch einmal bröckeln sollte. Gleichzeitig lassen sie uns Dinge fühlen, die wir im Alltag sonst (Gott sei Dank!) selten antreffen. Sie zeigen uns nur noch einmal, wie dankbar wir sein sollten, für das was wir haben. Und wie zerbrechlich Glück sein kann, weswegen wir jeden Moment so intensiv leben sollten, als wären wir selbst die Charaktere eines Buches.

Meine liebsten Heulbücher:


http://www.fischerverlage.de/buch/die_frau_des_zeitreisenden/9783596163908http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/In-meinem-Himmel/Alice-Sebold/e288786.rhd
http://www.randomhouse.de/Buch/Kein-Ort-ohne-dich/Nicholas-Sparks/e420442.rhdhttps://www.carlsen.de/hardcover/isla-schwanenmaedchen/24774https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/das-schicksal-ist-ein-mieser-verraeter/978-3-446-24009-4/


Was sind eure Lieblingsbücher, wenn es um dieses Thema geht? Könnt ihr mir was empfehlen? Oder könnt ihr solche Bücher überhaupt nicht leiden?

Liebe Grüße,


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1 Kommentare

  1. Hallo Franziska,

    toller Blog und toller Beitrag! Ich bin gleich mal Leserin geworden.

    Ich glaub, ich versteh sehr gut, was du meinst, auch wenn es bei mir persönlich immer recht viel braucht, bis mich ein Buch zum Weinen bringt. Aber die besten Geschichten sind nun mal die, die einen so tief berühren können. Bei Filmen/Serien geht es komischerweise schneller bei mir - vielleicht macht das Visuelle da doch sehr viel aus.

    Meine beiden Buchempfehlungen zu diesem Thema wären
    - "Die weiße Möwe" von Lena Klassen - nicht mal, weil es so schrecklich traurig wäre, sondern einfach, weil ich es beim Lesen als unglaublich intensiv empfunden habe - die Fantasyparallelen zum realen Leben fand ich total faszinierend. Dieses Buch bzw. die ganze Trilogie hat mir mehr als einmal das Herz zerrissen.

    - "Love & Confess" von Colleen Hoover - das erste Buch der Autorin, das mich wirklich überzeugt, und ja, tatsächlich zum Weinen gebracht hat. Vielleicht ein bisschen zu viel Dramatik ab und an, aber davon abgesehen wirklich wirklich gut.

    Ganz liebe Grüße
    Evelyn

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