Lost Girl- Im Schatten der Anderen
18:43:00
Lost Girl
Im Schatten der Anderen
Verlag:
Ravensburger Buchverlag
gebunden
Seiten:
ca 437
Preis:
16,99 Euro
ISBN:
978-3-473-40080-5
Sie
darf nicht wählen,
wen
sie liebt.
Sie
muss verschweigen,
was
sie träumt.
Sie
kann nicht leben,
wie
sie will.
Denn
sie ist nur das Echo einer anderen.
Mich
macht das Cover von „Lost Girl“ ehrlich gesagt einfach nur
wütend. Es sieht so lieblos gemacht aus und wird der Story einfach
nicht gerecht. Die Farben sind langweilig das Titelbild ist blass und
könnte vielleicht eine gute Aussage haben, aber was bringt die mir,
wenn ich sie nicht verstehe? Wäre das Buch nicht so gehypte worden,
hätte ich es nie (ich betone NIEMALS) gekauft und das hätte ich
definitiv bereut.
Amarra
ist eigentlich gar nicht Amarra, sondern wird nur wie sie genannt.
Genauso, wie sie nur zu anziehen bekommt, was Amarra tragen würde
und nur lesen darf, was Amarra gerade liest. Ihr Leben besteht vor
allem daraus die echte Amarra in allem zu kopieren, das sie ausmacht,
um sie im Falle ihres Todes ersetzen zu können. Deswegen haben
Amarras Eltern sie bestellt und nur deswegen existiert sie. Sie wurde
gemacht, nicht geboren und ihre Schöpfer könnten sie jeden Tag
wieder auslöschen. Wenn sie jedoch nicht gerade versucht wie dieses
Mädchen zu sein, das sie noch nie persönlich getroffen hat, dann
ist sie einfach nur sie selbst. Ein Mädchen, das vielleicht wie
Amarra aussieht, aber trotzdem seine eigenen Wünsche und Träume
hat. Wünsche und Träume die niemand kennen darf und die niemals in
Erfüllung gehen werden. Sie hat keinen Namen und keine eigene
Zukunft. Wie soll sie es schaffen ein Leben zu führen, das ihr nicht
gehört? Und will sie das überhaupt noch?
Sangu
Mandanna wuchs in Indien auf und beschloss bereits im Alter von vier
Jahren Autorin werden zu wollen. Damals fuhr sie mit ihrer Familie
über die Kaffeeplantage ihres Vaters, als ein Elefant begann den
Jeep zu verfolgen. Sangu schrieb die Geschichte auf und die Idee war
geboren. Sie zog für ihr Studium nach England und lebt da noch heute
mit ihrem Sohn und ihrem Mann. Lost Girl entstand nach dem sie den
Roman „Frankenstein“ gelesen hatte, weswegen das Buch auch öfter
darauf zurück greift.
Lost
Girl ist auch eines dieser Bücher, dass ich nie haben wollte,
einfach nur weil das Cover nicht mein Fall war, nein besser: ist.
Jetzt muss ich sagen, dass ich diese Entscheidung bereut hätte und
froh darüber bin, dass ich doch irgendwann schwach geworden bin. Die
Geschichte ist einfach fantastisch und voller liebenswerter
Charaktere. Ich habe noch nie etwas vergleichbares gelesen und auch
wenn es Frankenstein in manchen Dingen ähnelt, ist es doch etwas
ganz anderes. Um es einfach zu machen werde ich die Protagonistin
(also das Echo) jetzt einfach Amarra nennen und ihr Vorbild Amarra 2.
Amarra
ist ein unglaublich toller Charakter und ich konnte sie zu jeder Zeit
vollkommen verstehen. Als Echo hat sie ihr Leben einfach nicht in der
Hand und bekommt das ihr ganzes Leben lang zu spüren. Ihre Vormünder
lieben sie zwar als das Mädchen, das sie ist, aber auch sie stehen
in der Pflicht darauf zu achten, dass Amarra sich „richtig“
entwickelt. Neben dem normalen Lehrplan, der natürlich mit dem ihres
Vorbilds übereinstimmt, muss sie auch regelmäßig die Tagebuch
Einträge ihrer anderen lesen, um möglichst alles über dieses
Mädchen zu wissen. Vom Speiseplan, bis zur Kleiderordnung ist alles
vorgegeben und muss strikt eingehalten werden, denn jede Abweichung
würde von den Meistern hart bestraft werden.
Die
Echos sind nicht geheim, aber von allen gefürchtet und geächtet,
weswegen sie nicht auffallen dürfen. In manchen Ländern, sowie
Indien, dem Land in dem Amarras Vorbild aufwächst, ist es sogar
streng verboten. Hier muss ich aber auch direkt den ersten
Kritikpunkt ansetzen. Jeder gibt so viel dafür, dass die Echos
möglichst genau wie ihre Vorbilder aussehen, denken und reden. Darin
wird unheimlich Energie investiert. Deswegen verstehe ich auch nicht,
warum sämtliche Echos eine Tätowierung im Nacken haben müssen. Aus
stolz? Das ist so eine furchtbar offensichtliche Veränderung und
jeder Mensch auf der Erde weiß, dass man daran ein Echo erkennt.
Diese Veränderung erinnert doch auch die Eltern daran, dass sie
nicht ihr Kind vor sich sitzen haben. Und was ist wenn sich das
Vorbild eine Glatze rasieren lassen will? Dann muss das Echo ja mit
ziehen und jeder wird das Mal aus hundert Kilometer Entfernung
erkennen können. Literarisch war es so natürlich einfacher,
schließlich haben die Echos so eine Schwachstelle, aber für meinen
Geschmack hat es sich die Autorin da etwas zu leicht gemacht.
Generell
waren die Meister sehr speziell und vor allem eins: Eiskalt und
machtgierig. Die Echos sind keine Klone oder Roboter und man erfährt
auch nicht wirklich wie sie gemacht werden, denn selbst Amarra weiß
darüber nichts. Anscheinend ähnelt das ganze jedoch mehr der
Erschaffung von Frankensteins Monster , als einer Geburt. Mir wäre
es wahrscheinlich leichter gefallen, wenn die Echos tatsächlich
etwas realistischere Gestalten gewesen wären. Klone sind ja
schließlich auch nur Menschen, die anders entstanden sind, aber
wahrscheinlich geht es direkt um diesen Punkt. Wer hätte auch schon
Angst vor Klonen?
Was
auch ein sehr interessanter Faktor war, waren die Erwartungen und
Vorstellungen, die die Menschen von Echos hatten. Dieser Misstrauen
und die Unsicherheit war für mich ebenfalls sehr überzeugend. Das
ist wie wenn man sich vorzustellen versucht, wie ein anderer Mensch
tatsächlich fühlt, mit dem Unterschied, dass man nicht mal sagen
kann, ob der andere überhaupt irgendetwas fühlt, oder nur eine
leere Hülle ist.
Der
Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und wird durch die
detaillierten Beschreibungen von Bangalore nochmals unterstützt. Man
merkt einfach, dass sich die Autorin dort auskennt. Zusammen mit den
Interessanten Charakteren, zu denen auch Amarras „Nennfamilie“
und ihre Vormünder zählen, konnte mich die Geschichte sehr gut
unterhalten und mitreißen, weswegen ich 4 von 5 Punkte vergeben
möchte.
Liebe Grüße,
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