Über ein Mädchen
20:43:00
Über
ein Mädchen
Joanne
Horniman
Verlag:
Carlsen
gebunden
Preis:
15.90 Euro
Seiten:
222
ISBN:
978-3-551-58271-3
Klappentext:
Anna ist schüchtern und einsam- bis
sie Flynn trifft, zuerst mit Gitarre auf der Bühne, dann im Cafe,
dann mit vollen Einkaufstaschen auf der Straße- Beide fühlen sich
unwiderstehlich zueinander hingezogen. Zusammen zeichnen sie, essen
Bananenkuchen, träumen, baden, lachen- und lieben sich. Doch auch
zwischen Liebenden gibt es Geheimnisse.
Eine unsterbliche, romantische
Liebesgeschichte über zwei junge Menschen, die noch ihren Platz in
der Welt suchen- schön wie ein Gemälde.
Cover:
Der Schutzumschlag besteht aus einem
rauen, hübsch geblümten Papier und zeigt eine weiße Teekanne von
oben. Die Farben sind sehr blass und unscheinbar und das ganze Cover
wirkt sehr zart und mädchenhaft. Ich finde es wirklich sehr passend.
Es passt zur Geschichte und transportiert die selbe Atmosphäre wie
das Buch selbst auch. Als ich den Schutzumschlag entfernt hatte, habe
ich erst einmal einen kleinen Mini- Herzinfarkt bekommen. Auf dem
Buchdeckel befinden sich zwei Teetassenabdrücke, die wirklich
unfassbar echt aussehen, außerdem ein Teefleck auf der anderen
Seite. Hätte ich das Buch gebraucht gekauft, dann hätte ich es
empört zurück geschickt. Ich finde diese keine Eigenheit wirklich
witzig. Das ist mal etwas ganz anderes. Das englische Cover ist
übrigens überhaupt nicht mein Fall. Das sieht aus wie ein
Kinderbuch.
Geschichte:
Anna lebt das erste mal in einer
eigenen Wohnung und arbeitet in einer kleinen Buchhandlung. Sie ist
von von Zuhause weggezogen, weil sie Abstand zu allem brauchte, aber
die eigene Stadt zu verlassen heißt auch, ganz alleine in einer
anderen zu sein. Deshalb ist sie oft einsam, aber das ändert sich in
dem Moment in dem sie Flynn trifft. Flynn ist Musikerin und arbeitet
in einem kleinen Cafe, in dem Anna manchmal isst. Sie ist
wunderschön, unberechenbar und so faszinierend, dass Anna an nichts
anderes mehr denken kann. Beide fühlen sich zu einander hingezogen,
verbringen Stunden damit zu reden oder einfach nur zusammen zu
zeichnen. Die beiden werden ein Paar und für einen kurzen Moment
scheint alles perfekt zu sein. Aber Anna ist noch nicht bereit mit
Flynn über ihre Vergangenheit zu reden und auch Flynn scheint
Geheimnisse vor ihr zu haben. Die noch junge Beziehung bekommt
schnell Risse und plötzlich ist doch nicht mehr alles so rosig...
Die
Autorin:
Joanne Horniman ist eine
australische Autorin und hat schon mehrere Bücher für Kinder und
Jugendliche veröffentlicht. In Australien ist sie recht begannt. Sie
wurde bereits mit einigen Literaturpreisen ausgezeichnet und wurde
quasi als Autorin geboren. Ihre ersten Geschichten schrieb sie im
alter von 6 Jahren und hörte nie wieder damit auf. Sie studierte an
der Universität in Sydney und arbeitete dann als Künstlerin,
Lektorin und High School Lehrerin. Jetzt
lebt sie in Lismore, der selben Stadt in der „über ein Mädchen“
spielt.
Meine
Meinung:
Ich würde dieses Buch ein
„Überraschungsbuch“ nennen. Nicht weil ich so positiv oder
negativ überrascht worden bin, oder weil es einfach „mehr“ war
als ich erwartet hatte, sondern weil einen das Buch ganz einfach
durchgehend überraschen will (und es auch schafft!). Nachdem ich den
ersten Schock wegen des Teeflecks überwunden hatte, warf das Buch
nämlich schon nach den ersten Seiten all meine Erwartungen über den
Haufen. Erwartet hatte ich eine Liebesgeschichte zwischen einem
Mädchen und deren Freund Flynn. Eine Liebesgeschichte ist das hier
ganz sicher, aber eine der ganz anderen Sorte. Flynn ist der
Spitzname von Rose, ebenfalls ein Mädchen. Ich musste die ersten
Seiten zweimal lesen, bevor ich es begriff. Von außen sieht man das
dem Buch nicht an, was ich irgendwie schade finde. Ich schätze der
Verlag wollte sich bedeckt halten, aus Angst mögliche Leser zu
verlieren. Das finde ich einerseits echt schade, denn es zeigt wie
wenig akzeptiert Homosexualität immer noch ist, andererseits ist es
aber vielleicht auch die einzige Möglichkeit Leuten das Thema näher
zu bringen. Man überrascht sie ganz einfach damit. Hat man das Buch
erst einmal gekauft, liest man es ja in den meisten Fällen auch bis
zum Ende.
Eigentlich ist der Titel ziemlich
perfekt gewählt. „Über ein Mädchen“ ist ein Buch über ein
Mädchen. Wenn man es genau nimmt sogar über zwei. Wirklich wichtig
sind dabei ganz allein Anna und Flynn.
Anna ist ein schwieriger Charakter.
Nach der Scheidung ihrer Eltern ging es ihr sehr schlecht und sie
hatte Probleme damit wirklich glücklich zu sein. Das sie Mädchen
mag war ihr schon als kleines Kind klar und sie ist quasi mit dem
Gefühl aufgewachsen nirgends dazu zu gehören. Sie lebt in einer
karg eingerichteten Wohnung und liest gerne düstere und traurige
Bücher. Sie ist sehr schlau, hat ihr Studium aber abgebrochen, weil
sie der Meinung war keine guten Noten zu verdienen. Sie ist einfach
sehr unglücklich. Ich mochte sie und konnte mich gut in sie
hineinversetzen. Sie kämpft eigentlich mit typischen Problemen, die
jeder andere Teenager auch kennt. Sie sucht nach einem Ort an den sie
wirklich gehört, nach Anerkennung und dem Gefühl geliebt zu werden.
Sie muss hilflos dabei zusehen wie ihre Familie zerbricht und es
fällt ihr nur sehr viel schwerer damit um zugehen.
Flynn, oder Rose, war eigentlich
noch nie in ein Mädchen verliebt und braucht am Anfang viel Zeit um
sich damit zurecht zu finden. Sie ist sehr kreativ und musikalisch,
spielt am liebsten auf Louise, so hat sie ihre Gitarre genannt, oder
trinkt Tee aus der Teekanne Lavinia. Sie zeichnet, schreibt ständig
eigene Songs und singt sie dann selbst. Man merkt aber, dass Flynn
nicht ganz genau weiß was sie will. Sie fühlt sich furchtbar zu
Anna hingezogen, weiß aber nicht wie sie damit umgehen soll. Es gibt
viel das sie Anna nicht erzählen will, was für die Beziehung der
beiden nicht so gut ist.
Das ganze Buch ist in drei Teile
geteilt. Der erste Teil handelt vor allem vom Beginn der Beziehung
und allen positiven Seiten. Der zweite Teil ist dann ein Zeitsprung
und man erfährt viel über Annas Vergangenheit und darüber, warum
sie heute so ist wie sie ist. Im letzten Teil geht es wieder um die
Gegenwart. Dieses mal steht vor allem Flynns Vergangenheit im
Mittelpunkt.
Ich finde das Buch eigentlich sehr
gut. Homosexualität ist ein sehr wichtiges Thema, aber leider auch
eins über das ich noch nie zuvor gelesen hatte. Es gibt einfach
nicht so viele Bücher der Art. Was mir beim Lesen am meisten
aufgefallen ist, ist einfach wie normal die Beziehung der beiden doch
war. Annas Verliebtheit war so natürlich beschrieben, dass ich mir
nur dachte: „Ist doch egal, dass Flynn kein Junge ist. Die beiden
sind süß zusammen und fertig!“ und ich glaube, genau das will das
Buch auch vermitteln. Trotzdem steht das Thema nicht im Mittelpunkt.
Es ist in diesem Buch eigentlich nicht wirklich wichtig, dass die
beiden lesbisch sind. Beide haben Probleme wie alle anderen auch,
leben wie alle anderen auch und lieben sich wie alle anderen auch.
Das Ende war eine weitere Überraschung und wurde definitiv anders
gelöst, als viele Autoren es gemacht hätten. Ich empfand es als
ernüchternd.
Der Schreibstil ist sehr blumig und
ausgeschmückt. Alles wirkt einfach sehr mädchenhaft und romantisch
und ich empfand das Lesen als sehr angenehm. Ein bisschen kritisieren
muss ich jetzt leider doch noch, denn teilweise wurde dieses
(zugegeben dünne) Büchlein doch sehr langwierig und ereignislos. An
manchen Stellen konnte es mich nicht ganz fesseln.
Trotz allem halte ich 4 von 5 Punkte
für angebracht. „Über ein Mädchen“ ist ein gutes Buch, ich
würde sogar sagen: „ein wichtiges Buch“.
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