Schweigt still die Nacht
19:23:00
Schweigt
still die Nacht
Brenna
Yovanoff
"In
dieser Geschichte ist Emma noch ein kleines Kind. Sie klettert aus dem Bett und
tapst in ihrem Schlafanzug durchs Zimmer. Als sie die Hand zwischen die
Gitterstäbe steckt, kriecht das Ding in der Wiege näher. Es versucht sie zu
beißen, und sie zieht die Hand zurück, aber sie läuft nicht weg. Die ganze
Nacht sehen sie einander in der Dunkelheit an. Am nächsten Morgen liegt das
Ding noch immer zusammengekrümmt auf der mit Lämmern und Entchen bedruckten
Matratze und starrt sie an. Das ist nicht ihr Bruder. Das bin ich."
Verlag:
skript 5
Preis:
17.95 Euro
Seiten:
ca. 377
gebunden
ISBN:
978-3-839001271
Klappentext:
Die Wahrheit lautet schlicht und einfach: Man kann
eine Stadt verstehen, man kann sie kennen, lieben und hassen zugleich. Man kann
ihr etwas vorwerfen, ihr grollen und es ändert sich nichts. Letzten Endes ist
man selbst doch nur ein Teil von ihr.
Mackie Doyles Geheimnis und das seiner Stadt sind untrennbar
miteinander verbunden. Um sein Leben zu schützen, tut er gut daran, keine
Aufmerksamkeit zu erregen. Doch als ein Kind verschwindet, muss Mackie sich
entscheiden: Bricht er das Schweigen oder lässt er das Entsetzliche geschehen?
Cover:
Deutsches Cover |
UK- Cover |
Das Cover ist definitiv mein Kaufgrund gewesen. Ich mag schaurige und etwas blutrünstige Geschichten und dieses Bild ist definitiv unheimlich. Ich finde es passt perfekt zu der Atmosphäre, die das Buch vermittelt und Inhaltlich hätte man auch kein besseres Motiv wählen können. Der Kinderwagen als Symbol für entführten Babys, die Metallgegenstände als Schutz der Kinder. Einfach toll. Ich liebe auch den Kinderwagen an sich. Die alten Modelle sind generell wunderschön und gefallen mir viel besser als die modernen.
Die Geschichte:
Mackie Doyle ist kein normaler Junge. Seine Augen, einen Tick zu
dunkel, die Haut einen Tick zu hell. Er ist der Junge, der beim Anblick von
Blut halb ohnmächtig wird und der Junge der die Kirche und den Friedhof nie
betritt, obwohl sein Vater doch der Pfarrer der Stadt ist. Er ist der Junge,
der eigentlich gar kein Junge ist. Mackie Doyle ist nicht Mackie Doyle. Er ist
das, was SIE zurück gelassen haben, als den echten Jungen mit sich nahmen. Ein
Wechselbalg. Er verträgt kein Blut, weil es Eisen enthält und dieses Element
seine Haut versengt und ihn krank macht und der Friedhof ist geweihte Erde.
Heilig. Also nicht für ein Monster wie ihn bestimmt. Gentry scheint nah an der
Hölle gebaut. Unter seinen Straßen, tief in der Erde, winden sich unzählige
Tunnel, bewohnt von den seltsamsten Kreaturen und Geschöpfen der Nacht. Alle
sieben Jahre stehlen sie ein Kind und tauschen es gegen eines der ihren. Die
Kinder, die die Eltern am nächsten Morgen in ihren Bettchen finden, sind meist
krank, verändert und sterben innerhalb weniger Wochen. Obwohl jeder weiß, dass
dies nicht mehr ihre Kinder sind, sondern nur irgendwelche fremden Geschöpfe,
wagt keiner sich dagegen zu wehren. Sie kümmern sich um die Kinder so lange sie
noch Leben, beerdigen sie nach dem Tod und
trauern um sie, als hätten sie wirklich ihre Kinder vor sich. Niemand
erwähnt die Entführung. Sie sind Opfer für die Herrscherin der Nacht, die
unfreiwillig gemacht werden müssen. Aus irgendeinem Grund hat Mackie überlebt.
Er lebt hinter einer Maske. Versucht so normal wie möglich zu leben, denn die
Menschen finden immer schnell einen Schuldigen für ihre Probleme, aber als
Tate's kleine Schwester Natalie verschwindet, muss er sich entscheiden.
Schweigt er weiter oder versucht er das Mädchen zu retten. Er hat nicht mehr
viel Zeit und außerdem Tate ahnt, dass er etwas weiß.
Die Autorin:
Die Autorin wurde bis zu ihrem 15 Lebensjahr zu Hause unterrichtet und sagt selbst von sich, das sie diese Zeit stark geprägt hat. „Schweigt still die Nacht“ war Brenna Yovanoffs Debüt-Roman. Seid dem
erschien auch „Die Blumen des Schmerzes“, ebenfalls bei Skript 5.
Meine Meinung:
„Schweigt still die Nacht“ ist genau so, wie Titel und Cover vermuten
lassen. Düster, unheimlich und vor allem unheimlich spannend. Die Geschichte
ist anders und sticht heraus. Ich persönlich habe noch nie etwas vergleichbares
gelesen. Die Charaktere und Figuren sind sehr komplex aufgebaut und interessant
gestaltet. Da wäre zum einen Mackie, der immer wieder zwischen Vernunft und
Selbstzweifel pendelt und anfangs einfach nur feige wirkt. Später ändert sich
das langsam. Er fasst Beschlüsse, ändert seine Prinzipien und fängt an etwas
erreichen zu wollen. Man merkt wie viel er sein Leben lang ertragen musste. Wie
viel Schmerz und Angst und was für einer psychischen Belastung er ständig
ausgesetzt war. Er hat gelebt, um zu leben, obwohl er sein Leben eigentlich
hasste. Dann wäre da noch seine Schwester Emma, die den Austausch damals sogar
mit angesehen hatte. Mackie ist der einzige Bruder, den sie jemals gekannt hat
und sie liebt ihn von ganzen Herzen. Sie nimmt viel für ihn auf sich und ist unheimlich
sympathisch. Ich fand die Beziehung der beiden zu einander total süß
beschrieben. Mackies bester Freund Roswell, kennt den Jungen seid frühester
Kindheit. Er liebt ihn wie einen Bruder und hat insgeheim immer geahnt, dass
Mackie kein normaler Junge ist. Tate scheint Mackie wirklich zu mögen. Er ist
jedoch auc ihre einzige Chance mehr über den Verbleib ihrer Schwester zu
erfahren. Sie ist sich vollkommen sicher, dass das Mädchen, das bei ihr Zuhause
gestorben ist, nicht ihre Schwester ist. Sie hofft das Mackie mehr darüber weiß
und es macht sie irre, dass der Junge ihr zuerst nicht helfen will.
Die Kreaturen in den Tunneln von Gentry sind sehr facettenreich und
detailliert gezeichnet: Halb verweste, lebende Mädchenleichen, die sich
kichernd nach Anerkennung sehnen, Musiker, die von den Emotionen ihrer
Publikums leben, Leichen die regungslos in tiefen Tümpeln treiben. Besonders
faszinierend fand ich auch ihre Herrin, die Morrigan und Schwester der
gefährlichen Herrscherin. Sie wird beschrieben, als ein kleines Mädchen, fast
noch ein Kleinkind, mit spitzen Zähnen, aber aufrichtigen, großen Augen, dass
spricht, als hätte sie schon alles gesehen und alles gehört. Eine wirklich
verstörende Vorstellung. Vom Charakter her ist sie das krasse Gegenteil zu ihrer
Schwester, die von den Bewohnern Gentrys gefürchtet werden will, das Blut der
Kinder als Opfer verlangt und sich manchmal spontan hübsche Kinder entführt, um
sie wie Haustiere zu halten. Etwas dagegen unternehmen will sie jedoch auch
nicht. Vorallem wegen der Szenen in den Tunneln würde ich das Buch erst Lesern
ab 14 weiter empfehlen. Die Geschichte mit Mackies Mutter fand ich anfangs
etwas unsensibel und überstürzt eingeführt. Sie erzählt ihm etwas unheimlich
wichtiges, mal so nebenbei beim Kaffee trinken, als würde sie über das Wetter
reden. Später fand ich die Geschichte dann aber gut weitergeführt und in den
Verlauf der Handlung integriert. Der Schreibstil ist meistens wirklich gut. Es
gab einige Kapitel, die ich vier, fünf mal gelesen habe, einfach weil ich die
Formulierungen so schön fand. (Das Zitat am Anfang meiner Rezension wäre so ein
Beispiel.) Zwei Kapitel fielen leider etwas aus dem Rahmen. Es waren
Partyszenen und ich fand es einfach nur etwas anstrengend dem Geschehen zu
folgen. Trotzdem gebe ich 4 von 5 Leaves. Das Buch hat es geschafft mich nachts
wach zuhalten. Erst weil ich unbedingt zu Ende lesen wollte und dann, weil ich
es bereut habe das Buch Nachts und allein in meinem Zimmer gelesen zu
haben...
Trailer zum Buch:
3 Kommentare
Habe auch schon oft überlegt ob ich mir das Buch holen soll oder nicht!
AntwortenLöschenDas Cover macht ja wirklich neugierig und deine Rezension ist klasse!
Klingt wirklich interessant :)
AntwortenLöschenLG Käsekuchen ♥
Wow eine richtig tolle Rezi!! Macht echt Lust auf das Buch!
AntwortenLöschenEs steht auch schon länger auf meiner Wunschliste, ich denke, dass ich es mir bald holen werde :)
LG Julchen
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