„Timmy wohnt bei Mama. Seine Eltern haben sich getrennt, als er noch ganz klein war. Damals ist Mama mit Timmy zurück in ihre Heimatstadt gezogen, ganz nah zu Oma und Opa. An den Wochenenden holt Papa Timmy manchmal ab. Timmy ist gern bei Papa und seiner neuen Freundin, aber hinziehen möchte er nicht. Er will Mama nicht allein lassen. Timmys Mama hat in letzter Zeit zu nichts mehr Lust, sie liegt nur im Bett und starrt vor sich hin. Weil sie so abweisend ist, hat Timmy Angst, dass sie ihn nicht mehr gern hat oder er schuld an ihrer Krankheit ist. Kann er etwas tun, damit Mama wieder gesund und fröhlich wird?
Dieses Buch zeigt aus Sicht eines Kindes auf, wie es die
Depression eines Elternteils miterlebt. Mittels kindgerechter Text- und
Bildsprache wird das komplexe Thema anhand eines Märchens einfach erklärt sowie
mit einfühlsamen Illustrationen begleitet.
Ein schwieriges Thema, ehrlich, aber hoffnungsvoll erzählt.“
Brigitte Endres hat bereits mehrere Kinder- und Jugendbücher geschrieben und ist außerdem Lehrerin an einer Grundschule. Ihr pädagogischer Hintergrund hat dabei einen starken Einfluss auf viele ihre Werke. Außerdem schreibt sie kurze Gute Nachtgeschichten, die seit 2003 beim bayrischen Rundfunk veröffentlicht werden.
Timmys Eltern
sind getrennt und er lebt allein bei seiner Mutter. Seinen Vater sieht er
manchmal an den Wochenenden. Timmys Mama geht es momentan nicht gut. Sie ist immer
traurig, lacht nicht mehr oft und ist die meiste Zeit zu müde, um Zeit mit
Timmy zu verbringen. Irgendwann ist sie sogar zu müde, um zu kochen oder den
Haushalt zu machen und verbringt immer mehr Zeit im Bett. Timmys Oma kommt
deswegen jeden Tag zu Besuch und hilft seiner Mama etwas. Von ihr lernt Timmy,
dass seine Mama krank ist. Seine Oma nutzt ein Märchen, um ihr zu erklären,
dass seine Mama gerade nicht in der Lage ist, dass Schöne in ihrem Leben zu
sehen und deswegen oft traurig ist. Die Geschichte nimmt dabei die Perspektive von
Timmy ein und beschreibt seine Gefühlswelt so wie sein Bedürfnis seine Mutter „gesund
zu machen“. Letztendlich geht Timmys Mutter für mehrere Wochen in eine Klinik.
Das seine Mama nicht zuhause ist, fällt Timmy nicht leicht, aber als sie nach
fast zehn Wochen wieder nach Hause kommt, hört er sie das erste Mal seit langem
wieder lachen. Timmys Mama ist zwar noch
nicht ganz gesund, aber auf einem guten Weg.
„Mama und der verhexte Spiegel“ nimmt sich einem sehr schwierigen Thema an und löst dies in manchen Teilen sehr gut, in anderen jedoch etwas unbeholfen. Das Märchen, dass Timmys Oma ihm erzählt, um die Depression seiner Mutter zu erklären, ist eine abgewandelte Version des magischen Spiegels der Schneekönigin aus dem Märchen von Hans Christian Andersen. Durch eine Scherbe des zerbrochenen Spiegels fällt es Betroffenen schwer das Gute in ihrem Leben zu sehen. Während ich einerseits die Intension dahinter verstehe, schwierige Themen durch Märchen zu erklären, denke ich das nicht jedes Kind gut auf Erklärungsansätze dieser Art ansprechen wird. Oft sind klare, wenn auch gut gewählte Worte nötig, um Kindern zu erklären was vor sich geht, ohne sie zu verunsichern oder ihnen das Gefühl zu geben, nicht ernst genommen zu werden. Erwachsenen, die planen einem Kind dieses Buch vorzulesen, um ihm dabei zu helfen die Depression eines Angehörigen zu verstehen, müssen sich vorher einfach gut überlegen, ob das Kind um das es geht, ihrer Einschätzung nach, von einem Ansatz in Form von Märchen profitieren wird. Gerade bei jüngeren Kindern, kann ich mir dies gut vorstellen, jedoch entwickeln sich Kinder zu unterschiedlich, um dies an einem spezifischen Alter fest zu machen. Ich schreibe hier absichtlich von „Erwachsenen“ und nicht ausschließlich von „Eltern“, da ich denke dass sich dieses Buch vor allem für Angehörige oder Pädagogen eignet, die selbst nicht die Person im Leben des Kindes sind, die unter Depressionen leidet. Dadurch, dass das Buch auf die Gefühlswelt des Kindes zentriert ist, kann ich mir vorstellen, dass es betroffenen Müttern und Vätern, die gerade akut unter Depressionen leiden, schwer fallen könnte den Erzählungen zu folgen. Nichtsdestotrotz halte ich gerade die kindliche Perspektive für sehr wichtig. Timmy fühlt sich durch die Depression seiner Mutter oft hilflos, traurig und wütend und stellt sich öfter die Frage, ob er Schuld an der Krankheit seiner Mutter haben könnte. Dies sind Gefühle, die Kinder erkrankter Eltern oft haben und die mit Hilfe von Büchern gut reflektiert werden können. schwierig fand ich jedoch eine Formulierung von Timmys Oma, die am Ende ihres Mädchens anmerkt, dass der böse Zauber durch „viel Liebe und Geduld gemildert werden“ kann.“ Auch in der Geschichte denkt Timmy deswegen, dass er seine Mutter heilen kann, wenn er sie nur stark genug lieb hat. Seine Mutter ist diejenige, die dies dann aufklärt und ihm sagt, dass er sie nicht heilen kann. Auch dies ist eine Stelle, die Reflektion nötig macht, da Kinder sonst schnell glauben könnten, dass sie ihren Angehörigen einfach nicht genug „lieb haben“, um zu helfen. Das Buch versucht gerade dies zu verhindern, jedoch könnte die Stelle trotzdem verwirrend sein. Die Geschichte ist jedoch gerade deswegen sehr realitätsnah beschrieben und wird durch die wunderschönen Illustrationen gut untermalt. Eine Krankheit dieser Art ist für Kinder verunsichernd und verursacht verwirrende Gefühle, die nicht immer leicht auseinanderzuhalten sind.
Alles in allem
gebe ich dem Buch 4 von 5 Sterne, auch wenn meine Bewertung auf den ersten
Blick wahrscheinlich kritischer klingt. Es gibt nicht viele Bücher, die sich
Thematiken dieser Art annehmen, gerade weil es so schwierig ist, einen Weg zu
finden, der sämtlichen Kindern und Familien gerecht werden kann. Was das Buch
aber sehr gut schafft, ist eine Unterhaltung zu beginnen, die gerade vor dem
Beginn eines Klinikaufenthalts eines Elternteils dringend notwendig ist. Wie
bei vielen Büchern dieser Art ist ein einfaches Vorlesen der Geschichte jedoch
nicht ausreichend. Der Verlag versteht dies und stellt deswegen auf seiner
Homepage pädagogisches Begleitmaterial zur Verfügung-. Ich habe mir dies
ebenfalls angesehen und empfehle wirklich einen Blick darauf zu werfen. Neben
einem guten Überblick, über die Auswirkungen von Depressionen in der Familie
eines Kindes, finden sich dort auch verschiedene Ansätze zur Aufarbeitung.
- 14:57:00
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