Wir beide, irgendwann

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Wir beide, irgendwann

Jay Asher, Carolin Mackler

Verlag: cbt
gebunden
Seiten: ca 394

Preis: 17.99 Euro
ISBN:  978-3570161517

 

Was wäre, wenn...
ich dich heute küsse?

Eine etwas andere Liebesgeschichte von zwei Menschen, deren Zukunft ihre Gegenwart verändert.
Ich finde das Cover ziemlich interessant. Darauf zu sehen sind verschieden farbige Streifen und in beinahe jedem einzelnen ist eine andere Situation dargestellt. Zwei Menschen die einfach an einander vorbei laufen, im nächsten gehen die beiden wohl mit einander aus und eine andere Person geht davon und in dem letzten küsst diese Person ein ganz anderes Mädchen. Ich finde man kann da enorm viel rein interpretieren. Wer ist welche Person? Was sollen die Szenen aussagen? Das Cover ist innovativ und regt zum nachdenken an. Mir gefällt es. Die Designer haben einen „Danke-das-ihr-kein-Mädchen-Gesicht-drauf-gepackt-habt“-Keks verdient.
Emma und Josh waren bereits Jahre lang Freunde, bis etwas alles verändert hat. Jetzt reden sie kaum noch mit einander und schleichen nur noch um einander herum. Das alles beginnt sich zu ändern, als Emma einen Computer von ihrem Vater Geschenk bekommt. Das ist im Jahr 1996 etwas ziemlich besonderes. Josh findet eine Disk im Briefkasten, mit einem Programm, das es dem Benutzer ermöglicht ins Internet zu gehen und bringt sie Emma vorbei. Als Emma das erste mal online geht passiert jedoch etwas seltsames. Eine Seite öffnet sich, die sich Facebook nennt und sie selbst scheint dort bereits angemeldet zu sein, nur sieht sie auf ihren Profilbildern um einiges älter aus. Was Emma nicht weiß: Facebook wird erst in einigen Jahre erfunden werden. Nach und nach wird den beiden klar, dass diese Seite kein Scherz ist, sondern tatsächlich ein Tor in die Zukunft bildet. Während Josh mit seinen Aussichten auf die Zukunft mehr als zufrieden ist, setzt Emma alles daran ihre zu ändern, ohne zu ahnen was für ein gefährliches Spiel sie dabei spielt. Denn selbst die kleinste Änderung in der Gegenwart, kann katastrophale Auswirkungen auf die Zukunft haben.
Jay Asher erzielte mit seinem Roman „Tote Mädchen lügen nicht“ weltweite Erfolge und versucht mit diesem Buch direkt daran anzuknüpfen.Unterstützt wurde er dabei von Carolin Mackler. Die 41 jährige (stand 2014) lebt mit ihrer Familie in New York und wurde für ihre Romane und Kurzgeschichten schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Eines ihrer Bücher wäre zum Beispiel „Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen“
„Wir beide irgendwann“ ist eines dieser Bücher, die schon enorm gehypte werden, noch bevor sie überhaupt auf dem Markt sind. Dadurch hatte ich natürlich auch recht hohe Erwartungen an die Geschichte. Anfangs hatte ich bedenken, dass meine Erwartungen erfüllt werden können, denn es viel mir wirklich schwer in die Geschichte hinein zu finden. Das lag vor allem an Jay Ashers etwas schwierigem Schreibstil. Ich hatte schon bei „Tote Mädchen lügen nicht“ riesige Probleme deswegen. Ashers Schreibstil liebt oder hasst man und ich gehöre wohl eher zu letzterer Gruppe. Ich hatte das Buch deswegen schon einmal abgebrochen. Bei zweiten Anlauf hatte ich das Problem dann aber irgendwie gar nicht mehr und konnte mich eher auf das Thema einlassen.

Die Charaktere sind ziemlich interessant und gut getroffen, was sie aber nicht unbedingt sympathisch macht. Da hätten wir Emma, die jeden Satz den sie auf Facebook liest auf die Goldwaage legt und überall Hinweise dafür sieht, dass ihr Zukunfts-Ich irgendwann unglücklich sein wird. Natürlich will sie das unbedingt verhindern, wobei sie recht rücksichtslos in die Zukunft eingreift und meistens mehr verändert, als sie wollte. Sie versucht teilweise aber auch direkt in die Zukunft anderer Leute einzugreifen um ihnen ihrer Meinung nach zu helfen. Gerade bei ihrer besten Freundin fand ich das aber vollkommen daneben. Ich meine, das ging einfach zu weit. Sie hat ja gemerkt, dass das Mädchen später mal glücklich sein würde und trotzdem wollte sie ES verhindern, nur weil es nicht in ihre eigene Vorstellung eines perfekten Lebens passte.

Vor allem Josh macht Emmas Einstellung halb wahnsinnig. Er ist mit seiner Zukunft nämlich zufrieden und sieht sie durch Emmas unüberlegtes Handeln ständig in Gefahr. Die beiden haben generell eine etwas schwierige Vergangenheit und sind sich selten bei einem Thema einig. Durch Facebook finden sie aber plötzlich wieder einen Grund mehr Zeit mit einander zu verbringen.

Der dritte Protagonist wäre dann wohl Facebook selbst. Da das Buch ja lange vor der Erfindung der Plattform spielt, haben die beiden natürlich auch keine Ahnung was es damit auf sich hat. Ich fand ihre unbeeinflussten Einschätzungen der Seite wirklich interessant und Sätze wie: „Warum sollte man so was im Internet veröffentlichen?“ haben mich des öfteren zum Schmunzeln gebracht. Denn sie haben in den meisten Fällen wirklich recht. Warum sollte man? Oder besser: Warum machen wir es trotzdem? Mich hat das Buch tatsächlich zum nachdenken angeregt, auch was das Thema meiner Zukunft angeht.

Jay Asher beschreibt die Zukunft in „Wir beide irgendwann“ als etwas sehr filigranes, das schon durch die kleinsten Veränderungen in der Gegenwart komplett umgeschrieben werden kann. Ich glaube man nennt diese Theorie den „Butterfly Effect“. (Nein, ich rede nicht vom Film, also vertreibt den Gedanken an Ashton Kutcher ohne Arme besser gleich wieder.) Emma experimentiert oft damit herum. Wirft da mal eine Vase um oder macht andere Dinge, nur um zu sehen, ob das irgendeinen Einfluss auf die Statusmeldungen auf Facebook hat. Ich fand den Effekt dieser Kleinigkeiten manchmal wirklich zu überzogen und viel zu übertrieben. Was ich mir auch immer dachte war, dass die Emma in der Zukunft doch wissen müsste, dass ihr jüngeres ich gerade ihre Facebookeinträge verfolgt, schließlich müsste sie sich ja noch daran erinnern. Wie viel Glauben kann man den Statuseinträgen also überhaupt schenken? Ich habe mir wirklich enorm viele Gedanken gemacht und am Ende habe ich die Geschichte einfach nicht... geglaubt? Verstanden? Akzeptiert? Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich sie für mich durch meine Grübelei auch kaputt gemacht.
Alles in allem hat mich das Buch mit einem ziemlich flauen Gefühl im Magen zurück gelassen und konnte mich nicht wirklich begeistern. Es war okay, aber mit zu vielen Logiklücken für meinen Geschmack. Andererseits hat es mich aber auch zum nachdenken animiert und mich dazu gebracht bestimmte Dinge in Frage zu stellen, es hat mich also schon irgendwie erreicht. Auch die Idee an sich ist wirklich fantastisch, aber die Umsetzung hat nicht ganz funktioniert. Ich vergebe deswegen 3 von 5 Sternen. 






 Liebe Grüße,

 

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1 Kommentare

  1. Ich mochte das Buch sehr gerne, zum Teil auch, weil Jay Asher an unserer Schule war und es selbst vorgestellt hat (übrigens ein sehr sympathischer Kerl :D).
    Über diesen Logikfehler, den du am Ende ansprichst, habe ich bisher nicht nachgedacht, aber ja, irgendwie ist da was dran!
    Hmm, ist aber auch schon etwas länger her, dass ich das Buch gelesen habe - jedenfalls fand ich die Idee super und die Charaktere sind mir auch relativ schnell ans Herz gewachsen :)

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